Wieder Ärger um den niederdeutschen Gillhoff-Preis

Glaisin / Schwerin (nordPR) – Bei der Ãœbergabe des Gillhoff-Preises 2013 für niederdeutsche Literatur soll der umstrittene „Fast-Preisträger“ von 2012, Dr. Jürgen Rogge, die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger Dieter Sabahn halten.

Zur Erinnerung: 2012 hatte der durch die Gillhoff-Gesellschaft nominierte plattdeutsche Autor Dr. Jürgen Rogge auf den ihm zugesprochenen Preis verzichtet. Damals wurde  Rogges Stasi-Vergangenheit in den Medien thematisiert. Rogge leitete als so genannter Stasi-IME (IM im besonderen Einsatz) über viele Jahre  in der DDR die psychiatrische Abteilung des Haftkrankenhauses Leipzig.
Der Vorsitzende der Gillhoff-Gesellschaft, Hartmut Brun, verteidigt nach wie vor die seinerzeitige Nominierung  von Ex-Stasi-IME Rogge. Laut NDR 1 Radio MV sagte Brun im März: „Für uns bleibt Dr. Jürgen Rogge der Gillhoff-Preisträger 2012.“
Und da traditionell der Vorjahres-Preisträger die Lobrede auf den aktuellen Preisträger hält, soll es nun Ex-Stasi-IME Dr. Jürgen Rogge sein.

Die Stadt Ludwigslust will, sollte Dr. Rogge die Laudatio halten, keinen offiziellen Vertreter zur Feierstunde entsenden. Der parteilose Bürgermeister Reinhard Mach sagte im Gespräch mit NDR 1 Radio MV, er sei der festen Ãœberzeugung, dass die Entscheidung für Rogge als Lobredner falsch ist. Und weiter: „Das tut dem Gedenken an den Schriftsteller Johannes Gillhoff nicht gut und auch nicht der Gillhoff-Gesellschaft“.
Mach, derzeit im Urlaub, hat aber mit seiner Stellvertreterin Petra Billerbeck verabredet, dass sie nicht zur Ehrung fährt, falls Dr. Rogge die Laudatio halten sollte.

Für den Landrat von Ludwigslust-Parchim Rolf Christiansen ist die Auswahl des Laudators unglücklich und unsensibel.
Und auch ehemalige Gillhoff-Preisträger haben sich zu Wort gemeldet: Der Autor Manfred Brümmer meint, ein Auftritt Rogges am Wochenende in Glaisin sei instinktlos. Nicht Gillhoff und sein Werk stünden dann im Mittelpunkt, sondern Rogges Stasi-Vergangenheit. Und der Schriftsteller Ulrich Schacht sagte NDR 1 Radio MV: „Der Vorstand der Gillhoff-Gesellschaft ist nicht in der Lage, die politische und moralische Brisanz seiner Entscheidung zu verstehen. Die Gesellschaft ist dabei, ihren Ruf irreparabel zu beschädigen.“
 
Gillhoff-Gesellschaft-Chef Hartmut Brun, der u.a. für den Rostocker Hinstorff Verlag als Herausgeber und Autor tätig ist, hat sich bis dato zu den Vorgängen noch nicht geäußert.

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