Plattdeutsches Buch des Jahres 2016: „hüügen un haefst“ von Hermann May

Hamburg / Bremen (nordPR) – Eine Stimme aus dem Emsland – ein Buch für den Herbst – das ist die Entscheidung der 5-köpfigen Jury für den Preis „Plattdeutsches Buch des Jahres 2016“ der Carl-Toepfer-Stiftung und des Instituts für niederdeutsche Sprache.

Hermann May aus Meppen ist der Autor, der Oberstudienrat verfasst seit 1979 lyrische Texte und ist Mitglied in einigen Autorenvereinigungen. Er überschreibt sein Buch mit dem für seine Gedichte und Geschichten programmatischen Worten: hüügen un haefst – lengen un harvst im Platt des Nordens – Sehnen und Herbst für die Hochdeutschen.

Dem Leser begegnen poetische und bildreiche Zeilen, nachdenkliche Texte und Alltagsszenen, die durch Mays prägnante Sprache lange im Gedächtnis bleiben. Hier hat einer etwas zu sagen – und er tut es.

Das Platt des Hümmlinger Landes wird für Leser aller Regionen verständlich, denn Worterklärungen direkt auf der jeweiligen Textseite erleichtern die Lektüre.

Der rote auffällige Einband und die Illustrationen von Maria May runden den ansprechenden Eindruck harmonisch ab. Die Schlichtheit und Gediegenheit der äußeren Gestaltung korrespondiert auf zurückhaltende Weise wunderbar mit dem schnörkellosen Textbild und dessen Inhalt – ein preiswürdiges Buch!

Auf dem 2. Platz landete die (bis jetzt) vier-bändige Anthologie zur Literatur des Sauerlandes von Peter Bürger – eine arbeitsreiche und verdienstvolle Zusammenstellung der Literatur einer Region, in der kaum noch aktiv Platt gesprochen wird.

Die CD „Sänger, Schreiber und Studenten – das Rostocker Liederbuch aus dem 15.Jahrhundert“ (siehe unten) von Rainer Schobeß wurde auf den dritten Platz gewählt. Sie ermöglicht einen kenntnisreichen Einblick in die Musik und das gesprochene Niederdeutsch des 15. Jahrhunderts.

Die öffentliche Preisübergabe an Hermann May findet am 5.11.2016 ab 11 Uhr zur Eröffnung der 19. Plattdeutschen Buchmesse  im Lichtwarksaal der Carl-Toepfer-Stiftung statt. Die Laudatio hält Dirk Römmer.
(nach einer Pressemitteilung der Carl-Toepfer-Stiftung)

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CD „Sänger, Schreiber und Studenten – das Rostocker Liederbuch aus dem 15.Jahrhundert“ – hier bestellen

Sänger, Schreiber und Studenten - das Rostocker Liederbuch aus dem 15. Jahrhundert / Cover-Bild: TENNEMANN Buch- und Musikverlag ISBN-978-3-941452-40-4

Sänger, Schreiber und Studenten – das Rostocker Liederbuch aus dem 15. Jahrhundert /
Cover-Bild: TENNEMANN Buch- und Musikverlag
ISBN-978-3-941452-40-4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gesungene Geschichte des Mittelalters, zarte Liebeslyrik und derb-erotische Reime – vor mehr als 500 Jahren haben Studenten in Rostock ihre Lieblingslieder aufgeschrieben. Durch einen Zufall wurde diese Sammlung 400 Jahre später wieder entdeckt. Jetzt zum ersten Mal auf CD: Die erste und einzige Aufnahme aller mit Noten überlieferten niederdeutschen Lieder aus der alten Handschrift. Eine aufwändige Hörbuch-Edition des TENNEMANN Verlags mit einem unterhaltsamen Rundfunk-Feature von Rainer Schobeß und faszinierenden Musikaufnahmen der Gruppe Lilienthal. Der Sound der Hansezeit auf zwei CDs, dazu ein 90seitiges, reich bebildertes Booklet mit historischen Erläuterungen und allen Liedtexten mit Übersetzungen.

 

1. He is noch ere noch loues wert
2.  Scheyden du vil sendighe not
3.  Nuwe mere han ik vornomen
4.  De schrieuer van de nigen stat
5. Se hadde en wit par lakelken (Wort)
6.  Ligge stille, ligge stille
7.  Wach uff myn hort
8.  Woldestu yo min boleken wezen
9.  Mir is myn perd vornegheld ghar
10.  Ich wetz eyn freysch das frawelyn tzart
11.  Ik mot liden vnd mot miden
12.  Heyo (De jungelin sprack: schon junckfrow fyn)
13.  Eyn hillich dach vnd eyn hilch nacht
14. I ch habe den mantel myn vorsaet
15. Ist vor langhen vrolich (Wort)
16.  Ach hauer werestu gar vorkoft
17.  Mir wasset an mynem garden
18.  Ik singh myn auend ledelyn
19.  Lustlich hat god ghetzyret
20.  Mennich man kumpt, dar mennich man is (Wort)
21.  Id reghent up der brugge
22.  Vrawe hor vnde merke, watz ist myn claghe
23.  Amor ist eyn lustlich walt
24.  Nu wol hen, lat ruschen
25.  Vader myn, ik en wil nicht mer tor scole gan

 

Der Autor
Rainer Schobeß, geb. 1956  in Verden/Aller, ist aufgewachsen in Lilienthal bei Bremen. Er studierte Volkskunde, Geschichte und Publizistik an der Universität Göttingen.
1976 hat Rainer Schobeß die später sehr erfolgreiche Folkgruppe Lilienthal mitbegründet, war mit der Band viele Jahre im In- und Ausland unterwegs und an zahlreichen Schallplattenaufnahmen beteiligt.
Seit 1994 ist Rainer Schobeß Redakteur beim NDR im Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern. Dort arbeitet er in der Kulturredaktion und ist zuständig für Plattdeutsch. In seinen Publikationen beschäftigt er sich mit der Kultur- und Regionalgeschichte Norddeutschlands und der niederdeutschen Identität, der Volksmusikforschung und der internationalen Folk- und Weltmusikszene.
Rainer Schobeß produzierte u.a. Hörbücher mit Texten von Fritz Reuter, John Brinckman und Rudolf Tarnow, außerdem drei CDs aus der Mallbüdel-Serie mit Witzen up Platt sowie das Hörbuch „Weggelacht – Witze aus der DDR“.
Als Herausgeber realisierte Rainer Schobeß die aufwändige Hörbuch-Edition „Sänger, Schreiber und Studenten – Das Rostocker Liederbuch aus dem 15.Jahrhundert“. Diese Doppel-CD ist die sehr beachtete erste und einzige Aufnahme aller mit Noten überlieferten niederdeutschen Lieder aus der alten Handschrift mit einem unterhaltsamen Rundfunk-Feature von Reiner Schobeß.
1987 erhielt Rainer Schobeß den Kunstpreis des Landes Niedersachsen.  2015 wurde Rainer Schobeß für die langjährige Förderung und Verbreitung der plattdeutschen Sprache mit dem Martha-Müller-Grählert-Preis geehrt.

Interpreten

Lilienthal, 1976 in Göttingen gegründet, war eine der wichtigsten Gruppen des deutschen Folk-Revivals der 70er und 80er Jahre. Die Band – seit 1980 in der klassischen Viererbesetzung – veröffentlichte eine Reihe von LPs und ging auf Konzertreisen durch Deutschland, Europa und Lateinamerika. Der Amerikaner Don Paulin schrieb über Lilienthal  in seinem Folk-Music-Lexikon: „Die Vielfalt und Mischung historischer und moderner Instrumente ergibt eine Klangfülle, die Stilelemente der Renaissancemusik mit denen des Folk-Rock verbindet.“

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