Neubrandenburg (nordPR) – Bei den Neubrandenburger Uwe-Johnson-Tagen las der Dresdner Autor Uwe Tellkamp aus seinem neuen Buch „Der Schlaf in den Uhren“. Im anschließenden Gespräch vor dem Auditorium und mit dem NDR forderte Telkamp seine schreibenden Kollegen und Kolleginnen in Deutschland auf, sich deutlicher gegen die Einführung von Gendersprache zu positionieren.
Denn die Sprache, so der Autor, sei wie eine tausendstimmige Orgel … Das Gendern sei eine Vergewaltigung von Sprache. Das sei so, als ob man einem Organisten zwei Register der Orgel wegnehme, weil diese irgendwie kolonial belastet seien, betonte Tellkamp unter dem Beifall der Gäste. Denn gegendert klinge die Orgel nicht mehr. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung lehne das ab. Es sei ihm unverständlich, warum sich Autoren in Deutschland noch nicht intensiver dagegen einsetzen, unterstrich Tellkamp unter kräftigem Beifall des Publikums.
In einem Interview mit dem NDR erzählte Tellkamp weiter, dass er zu Lesungen in den letzten Jahren vergleichsweise selten eingeladen worden sei. Und wenn, dann nur im Osten Deutschlands.
Er erwarte nicht, dass man ihm von früh bis spät die Füße küsse, denn er wisse schon, dass Literatur eine bedrohte Gattung sei und dass er froh sein könne, dass für ein Buch überhaupt noch wer irgendwo hinkomme. Aber eigentlich gehöre sein aktuelles Buch nach Berlin oder Frankfurt oder Hamburg oder München, so der Autor mit einem Seitenhieb auf den deutschen Literaturbetrieb
Tellkamps aktuelles Werk „Der Schlaf in den Uhren“ umfasst mehr als 900 Seiten.
Im Zentrum stehen die Wendezeit und das Jahr der Flüchtlingskrise 2015.
Beide Ereignisse seien nach Ansicht Tellkamps mögliche Epochenbrüche. Beschrieben wird in seinem Buch u.a. eine Sicherheitsbehörde, die unter der Erde arbeitet. Das, so einige Kritiker, klinge doch sehr nach Verschwörungstheorie.
Das, so Tekllkamp, sei ausgemachter Unfug – nichts davon stimme. Unten stehe dafür, dass man in die Geschichte hineingehe. Die Archive liegen unten in der Vergangenheit – das sei ein einfaches Bild. Das Bergwerk stehe für ein uraltes, romantisches Motiv.
Allerdings wolle er sein eigenes Buch nicht erklären. Wenn diese Kritiker zu blöd seien, das zu verstehen, könne er dem nicht abhelfen, das sei das Problem der Kritiker. Er, Tellkamp, müsse das ertragen und einfach weitermachen.
Uwe Tellkamp betonte am Rande der Lesung auch wieder seine Kritik an der deutschen Flüchtlingspolitik. Es gebe, so Tellkamp nach wie vor einen Gesinnungskorridor in Deutschland. Die offizielle Meinung wird offiziell bejubelt und beklatscht aber kaum kritisch hinterfragt. Andersdenkende hätten es nach seiner Meinung schwer im heutigen Deutschland.
Auf die auch bei dieser Lesung durchaus umstrittenen Äußerungen von Tellkamp angesprochen, hieß es von Seiten der Veranstalter, dass die Uwe-Johnson-Literaturtage dem Dialog in der Gesellschaft wieder mehr Raum geben wollen. Es gehe nicht um ein politisches Statement oder darum einen Autor zu befragen, wie er zu konkreten politischen Entwicklungen stehe, betonte im Anschluß Carsten Gansel, der Vorsitzende der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft. Im Zentrum stehe das Werk des jeweiligen Autors und das sei doch ganz im Sinne von Uwe Johnson, der einmal gesagt habe: „Dichter soll man nur nach ihrem Werk beurteilen.“
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