Ihren ersten Auftritt hatte Petra Schwaan-Nandke mit gerade einmal sieben Jahren vor der örtlichen Feuerwehr in Horst. Sie trug damals plattdeutsche Gedichte vor. Am Ende rief einer der begeisterten Zuhörer: „Gehört haben wir die Kleine ja. Können wir sie jetzt auch mal sehen?!“ Das ist bis heute durchaus ein Markenzeichen: Vom Wuchs eher eine kleine Frau ist ihre Stimme doch kräftig und höchst unverwechselbar.
Geboren und aufgewachsen ist Petra Schwaan-Nandke auf einem Bauernhof mit mehreren Generationen im vorpommerschen Wilmshagen bei Grimmen. Eine unbeschwerte Kindheit auf dem Lande mit vielen Freiheiten aber auch mit Pflichten, die ihr tiefes Gefühl für die ländlichen Lebensläufe prägten.
Noch heute lebt und arbeitet die Künstlerin auf dem Hof in ihrer pommerschen Heimat. Ihr Großvater, der nur Platt sprach, erkannte bald das Talent der kleinen Petra, sich Gedichte nicht nur äußerst schnell zu merken, sondern auch beeindruckend vorzutragen. Und so war jener Auftritt im örtlichen Spritzenhaus, dem immer weitere folgten, genau besehen, der zarte Anfang der späteren schauspielerischen Karriere. Denn schon in der Schule war für Petra Schwaan-Nandke klar, dass sie auf jene Bretter wollte, die da die Welt bedeuten.
Doch zunächst gab es eine solide Ausbildung als Facharbeiterin für Gemüsebau. Dann endlich die Bewerbung an der Schauspielschule. Aber da wurde sie wegen stimmlicher Nichteignung abgelehnt. Also begann die junge Petra als Kulturmitarbeiterin beim Rat der Stadt Grimmen. Und da sie noch nie halbe Sachen mochte, studierte sie fünf Jahre Kulturwissenschaft in der DDR. Einen Abschluß, den die neuen Entscheider nach der politischen Wende 1989/90 nicht anerkannten.
Dennoch brachten die politischen Veränderungen ganz neue Chancen für ein freies kreatives Tätigsein als vielseitige Künstlerin… Heute arbeitet Petra Schwaan-Nandke als Autorin, Plattdeutsch-Lehrerin in diversen Bildungseinrichtungen, inszeniert, war künstlerische Leiterin der „Plattdütsch Späldäl to Stralsund“ und ist natürlich Schauspielerin mit Leib und Seele.
So hat Petra Schwaan-Nandke die Dario-Fo-Einakter „Das Erwachen“ und „Eine Frau allein“ ins Plattdeutsche übersetzt und mit dem Berliner Regisseur und Intendanten der Darß-Festspiele, Holger Schulze, erarbeitet und gefeiert aufgeführt. Eine beeindruckende Leistung in der niederdeutschen Theater-Landschaft. Über Jahre war Petra Schwaan-Nandke bei den Darß-Festspielen der unumstrittene Publikumsliebling.
Mit ihren urwüchsigen und kommödiantischen plattdeutschen Programmen, wie „Tau ´n Hoegen un mitmaken“, tourt sie kreuz und quer sehr erfolgreich durch ihre plattdeutsche Heimat.
Petra Schwaan-Nandke hat die Schauspielerei nie akademisch an irgendeiner der kleinen oder großen Schauspielschulen erlernt. Sie ist Autodidaktin und ist dennoch, oder ein wenig vielleicht auch gerade deshalb, höchst erfolgreich. Oder wie es der Verleger Leif Tennemann einmal formulierte: „Der Petra hat Gottvater auf die Zunge gespuckt… Ihr Talent und ihre unbändige Arbeitswut haben sie zu einer wirklichen Volksschauspielerin werden lassen. Sie ist einmalig!“
Werke:
CD „Een lütten Sparling bün ick man…“ Petra Schwaan-Nandke liest Martha Müller-Grählert
TENNEMANN Buch- und Musikverlag 2014, ISBN 978-3-941452-32-9