Hochwasser-Schäden in Mecklenburg-Vorpommern deutlich größer

Wismar / Rostock / Heringsdorf / Ahrenshoop (nordPR) – Das Hochwasser an der Ostsee in der vergangenen Woche hat offenbar weitaus schwerere Schäden an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern angerichtet als bisher gedacht.
Die für die Ostseeküste prognostizierten Pegelstände von 1,20 bis 1,50 Meter wurden deutlich überschritten. In Wismar stieg das Wasser auf eine Marke von 1,84 Meter über Normal. Das war den Angaben zufolge der höchste Pegelstand seit etwa 20 Jahren.
Besonders hart hat es auch die nahe gelegene Insel Poel getroffen. Dort wurde ein Großteil der erst kürzlich aufgeschütteten Dünen und Strände zerstört.

In Börgerende-Rethwisch hat die Neujahrssturmflut an der Steilküste auf mehreren hundert Metern massiv Land weggebrochen. Wie Bürgermeister Horst Hagemeister (parteilos) gegenüber NDR 1 Radio MV sagte, gingen die Abbrüche teilweise mehrere Meter tief ins Land hinein. „Ich verstehe die Landesregierung nicht, dass dagegen nichts unternommen wird“, sagte Hagemeister. Alleine der Name „Abtragküste“ zeige doch schon, dass es kein Interesse am Erhalt gebe. Jedes Jahr gingen mehrere Meter Küste verloren. Hagemeister verwies dabei auf Artikel 20 des Grundgesetzes, in dem der Staat in Verantwortung für die künftigen Generationen zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen aufgerufen wird. Diese Abbrüche wären bei entsprechenden Schutzmaßnahmen nicht notwendig gewesen.
Auch an vielen anderen Küstenabschnitten von MV gab es schwere Schäden. In den Kaiserbädern Heringsdorf, Ahlbeck und Bansin auf Usedom brachen die Dünen bis zu 2,5 Meter hoch ab. Der Verwaltungschef des Amtes Usedom Süd, René Bergmann, berichtete von erheblichen Sandverlusten im Bereich von Zempin. Auch in Binz auf Rügen wurde der Strand ramponiert. Einige Hauptaufgänge seien zerstört worden, so Bürgermeister Karsten Schneider.
Nach der Sturmflut im Januar 2017, die damals als die schwerste der vergangenen zehn Jahre bezeichnet wurde, hatte das Land kräftig in die Reparatur der beschädigten Küstenabschnitte investiert. Die Kosten für die Beseitigung der Schäden an den Küstenschutzanlagen wurden damals mit rund zehn Millionen Euro angegeben. Der Kurdirektor der Kaiserbäder, Thomas Heilmann, ging im Gespräch mit NDR 1 Radio MV davon aus, dass die Schäden sogar noch schlimmer sein könnten als die vor zwei Jahren.
Auch viele Wege in den Nationalparks von MV sind unbenutzbar und zur Sicherheit gesperrt worden. Wie das Nationalparkamt mitteilte, ist der vier Kilometer lange Rundwanderweg am Darßer Ort gesperrt. Auf Hiddensee ist die Klausner Treppe gesperrt, in Ost-Zingst der Wanderweg Pramort. Die betroffenen Wege sollen bis Ende kommender Woche wieder passierbar sein, hieß es. Im Strandbereich warnte die Behörde zudem vor weiteren Küstenabbrüchen.

In diesem Zusammenhang weisen Kritiker darauf hin, dass ihrer Ansicht nach durch eine falsch verstandene Umweltpolitik viele Flutschäden geradezu „gewollt“ seien … So werde beispielsweise an der Kreideküste der Insel Rügen eine professionelle Forstpflege ganz bewußt verhindert. Das führt im Buchenbestand des Waldgebietes Stubbenkammer auf der Halbinsel Jasmund u.a. dazu, dass das Oberflächenwasser nicht mehr reguliert abfließen kann. Der Boden saugt sich voll bis hin zu den Kreidefelsformationen, die, einem nassen und porösen Schwamm gleich, jetzt immer häufiger ins Meer rutschen.
Zerstören durch Schützen. Das hätte auf Rügen nicht einmal die DDR geschafft!
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