Johann Heinrich Voß war ein deutscher Dichter, Kritiker und bedeutender Übersetzer. Er wurde am 20. Februar 1751 im mecklenburgischen Sommerstorf bei Waren-Müritz geboren.
Sein Vater war ein ehemaliger Kammerdiener, seine Mutter eine Organistentochter.
Noch der Großvater von Johann Heinrich Voß war ein entlassener Leineigener.
Diese Herkunft sollte Voß ein Leben lang prägen.
Die Verhältnisse im Hause Voß waren ärmlich. Johann Heinrich, als Ältester von fünf Kindern, besuchte zunächst die Stadtschule Penzlin. Dank finanzieller Unterstützung konnte er dann aber von 1766 bis 1769 die Gelehrtenschule in Neubrandenburg besuchen. Da ihm das Geld für einweiterführendes Studium fehlte, mußte Voß nach dieser Ausbildung eine äußerst schlecht vergütete Hauslehrerstelle annehmen. Dort lernte er die Privilegien des Adels kennen und lehnte sie ab.
Nach dem Zuspruch von Ortspastor Ernst Theodor Johann Brückner sandte Johann Heinrich Voß 1771 erstmals eigene Gedichte für den Göttinger Musenalmanach ein. Mit dessen Begründer und Herausgeber Heinrich Christian Boie, sein späterer Schwager, begann er einen regen Briefwechsel.
Boie unterstützte Voß und lud ihn zum Studium nach Göttingen ein.
Nach anfänglichen theologischen Studien wandte sichVoß dann ausschließlich der Philologie zu, Schwerpunkt Gräzistik.
Voß wurde einer der Gründer und der führende Geist des ersten deutschen Dichterbundes, des berühmten Göttinger Hainbundes. Der Bund traf sich seinerzeit auch oft in seiner kleinen Stube in der Barfüßergasse.
1774 übernahm Voß von Boie die alleinige Redaktion des Musenalmanachs, den er bis 1800 herausgab, von 1780 bis 1788 zusammen mit Leopold Friedrich Günther von Goeckingk. Sein Studium brach er ohne Abschluss ab.
Voß zog nach Wandsbek in die Nachbarschaft von Matthias Claudius. 1777 heiratete er Boies jüngste Schwester Ernestine.
1778 erhielt Voß durch Vermittlung von Johann Georg Büsch die Stelle als Rektor der Lateinschule in Otterndorf an der Elbmündung. Er schätzte das für diese Zeit ungewöhnlich freie und liberale Land Hadeln, dessen Hauptort Otterndorf war und dessen Bewohner schon im Mittelalter Wert auf eine Lateinschule für die Bürger der Stadt und Bauern der Umgebung gelegt hatten.
Auf Vermittlung seines Hainbund-Freundes Friedrich Stolberg übernahm Voß
1782 wurde Voß Rektor des Gymnasiums in Eutin. 1786 wurde er dort Hofrat. Die Jahre in Eutin wurden seine produktivste Zeit, deren Ende durch das Zerwürfnis mit Friedrich von Stolberg eingeleitet wurde. Um die beiden Freunde herum sammelte sich der sogenannte Eutiner Kreis. 1802 ersuchte Voß um seine Versetzung in den Ruhestand.
Von 1802 bis 1805 weilte er als Privatier in Jena. Obwohl Goethe im benachbarten Weimar Voß in seiner Nähe zu halten wünschte, folgte er der Berufung durch die badische Regierung zur Übernahme einer hochdotierten Sinekure-Professur an der Universität Heidelberg. Hier lehrte er als Professor der griechischen und lateinischen Literatur. Diese Stellung ermöglichte es ihm, sich bis zu seinem Tod völlig seinen literarischen Arbeiten, Übersetzungen und antiquarischen Forschungen zu widmen.
Johann Heinrich Voß starb am 29.März 1826 in Heidelberg.
Voß hat als erster deutscher Übersetzer Homers den Deutschen das Tor zur Antike aufgestoßen.
Es heißt, dass auch der Archäologe Heinrich Schliemann (1822-1890) so verstanden haben.
Für den späteren Troja-Entdecker Heinrich Schliemann, der in Ankershagen aufwuchs und die Voß-Übersetzungen der Sagenwelt las, sollen die Arbeiten von Voß ein Anlass gewesen sein nach Troja zu suchen.
Zitate etwa von Goethe und Lessing beschreiben Johann heinrich Voß als „Vordenker einer Bürgergesellschaft“.
Werke u.a.
1781 Odyssee (Ãœbersetzung, Homer)
1789 Landbau (Ãœbersetzung, Vergil)
1792 Hymnus an die Freiheit. Nach der Melodie der Marseillaise
1793 Ilias (Ãœbersetzung, Homer)
1794 Junker Cord. Ein Gegenstück zu Virgils Pollio (Satire)
1794 Mythologische Briefe
1795 Luise. Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen
1795 Vierte Ekloge (Ãœbersetzung, Vergil)
1797 Zehn erlesene Idyllen (Ãœbersetzung, Vergil)
1798 Verwandlungen (Ãœbersetzung, Ovid)
1799 Aeneis (Ãœbersetzung, Vergil)
1802 Zeitmessung der deutschen Sprache
1802 Horaz (Ãœbersetzung)
1806 Hesiod (Ãœbersetzung)
1819 Wie ward Fritz Stolberg ein Unfreier?
1821 Aristophanes (Ãœbersetzung)
1824-26 Antisymbolik
1830 Properz (Ãœbersetzung)