Gerhart-Hauptmann-Haus

Das Gerhart-Hauptmann-Haus auf der Insel Hiddensee ist das im Originalzustand erhaltene und heute der Öffentlichkeit zugängliche Sommerhaus des Dichters und Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann.
Die Besucher können Arbeits- und Abendzimmer, die Schlafräume, Kreuzgang und Weinkeller, Terrasse und Park besichtigen und so auf beeindruckende Art und Weise erleben, wie der Künstler auf der Insel der Fischer, Maler und Poeten lebte. Denn das Gerhart-Hauptmann-Haus befindet sich noch in dem Zustand, wie es Gerhart Hauptmann bis zu seinem Tod bewohnte.
Und so finden die Besucher Hauptmanns Wohnräume nahezu unverändert vor: Der Schreibtisch, das Stehpult, der Tisch und die Bücher. Ebenso nicht beseitigt die Notizen des Nobelpreisträgers, die er in den Nächten an die Wand über dem Bett schrieb wie „Schweigen ist die grösste Kunst“, „Es lohnt nicht mehr“ und „Reden entfernt“ aus dem Jahr 1934.

Das Söte Länneken, wie die Insel Hiddensee auch genannt wird, lernte Gerhart Hauptmann am 29. Juli 1885 anlässlich eines Kurzbesuches erstmals kennen. Während des damaligen Besuchs entstand das Gedicht „Mondscheinlerche“. Danach besuchte Hauptmann immer wieder die Insel Hiddensee. Die kleine Schwester der Insel Rügen wurde sein Sommerdomizil.
Im Haus „Seedorn“ in Kloster, dem heutigen Gerhart-Hauptmann-Haus, war Gerhart Hauptmann bereits ab 1926 Sommergast. 1930 konnte er das Haus schließlich kaufen.

„… erst nach einem halben Jahrhundert gegenseitiger Treue kam der Augenblick, auf dem Eiland ein kleines Anwesen zu erwerben und also dort wirklich Fuß zu fassen. Alte Liebe rostet nicht: Hiddensee hat sich mir, neu und jung, im hohen Alter geschenkt, und sein Zauber verjüngt mich jedesmal, wenn meine Sohle seinen geliebten Boden berührt.“

Hauptmann erweiterte das Gebäude um einen Anbau mit einem großzügigen Arbeitszimmer und dem so genannten Abendzimmer. Hier fanden die Abende mit vielen prominenten Gästen und Freunden statt, die auch auf Hiddensee gerade in den Sommermonaten weilten. Bis 1943 verbrachte der Nobelpreisträger hier mit seiner zweiten Frau Margarete Marschalk regelmäßig die Sommermonate.

Die ganz besondere Verhältnis Gerhart Hauptmanns zu seinem Haus auf der Insel Hiddensee, seine innere Bindung zu diesem Sommerdomizil und zur Ostseeinsel selbst findet Ausdruck in dem Gedicht „Die Insel“, das der Dichter 1943 bei seinem letzten Aufenthalt verfasste:

„Hier, wo mein Haus steht,
wehte einst niedriges Gras:
ums Herz Erinnerung weht,
wie ich dereinst
mit Freunden hier sass.
Wir waren zu drein,
vor Jahrtausenden mag es gewesen sein.
Es war einsam hier,
tief, tief!
So waren auch wir.
Verlassenheit über der Insel schlief.
Dann kam der Lärm,
ein buntes Geschwärm:
entbundener Geist,
verdorben, gestorben zuallermeist.
Und nun leben wir in fremdmächtiger Zeit,
verschlagen wiederum in Verlassenheit.
In meines Hauses stillem Raum
herrscht der Traum.

Auf der Insel Hiddensee entstanden viele wichtige Arbeiten. So die „Versunkene Glocke“ und „Iphigenie in Delphi“. Hier begann der spätere Nobelpreisträger auch mit seinem Stück „Schluck und Jau“. Dabei steht Jau für den typischen Hiddenseer Namen „Gau“.
Der Schauplatz des Dramas „Gabriel Schillings Flucht“ ist unschwer als Hiddensee zu erkennen. So setzte Gerhart Hauptmann immer wieder seiner Insel Hiddensee, die er einmal als das „geistigste aller deutschen Seebäder“ bezeichnete, auch literarisch stets aufs neue ein Denkmal.

Insofern ist es auch nicht verwunderlich, daß der Dichter seine letzte Ruhestätte unbedingt auf Hiddensee finden wollte.
Gerhart Hauptmann starb 1946 in Agnetendorf und wurde seinem Wunsch gemäß auf Hiddensee beigesetzt.
Das Grab Gerhart Hauptmanns, mit einem riesigen Findling, befindet sich hinter der Inselkirche Hiddensee.

Zu seinem 10. Todestag 1956 wurde das einstige Haus „Seedorn“ als Gerhart-Hauptmann-Haus zur öffentlichen Gedenkstätte.

2014 wurde ein neuer Pavillon neben dem Gerhart-Hauptmann-Haus eröffnet. Er beherbergt  eine Dauerausstellung, die sich mit der literarischen Moderne beschäftigt. Sie beschreibt die enge Anbindung von Hiddensee an die kosmopolitischen Zentren und Themen jener Zeit. In Wort, Bild und Film wird die Begegnung mit Schriftstellern und Künstlern in ihrer Hiddenseer Sommerfrische gezeigt – mit Thomas Mann, Sigmund Freud, Mascha Kaléko oder Günter Grass.

Das Gerhart-Hauptmann-Haus auf der Insel Hiddensee ist heute kulturelles Zentrum des Inselortes Kloster mit unzähligen Lesungen, Vorträgen und Konzerten über das ganze Jahr.
(T/26.06.2014/mph)

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