Rostock (nordPR) – Durch die vom Landestourismusverband 2019 beauftragte Radverkehrsuntersuchung liegen nach der Zwischenauswertung im letzten Jahr erstmals fundierte Erkenntnisse zu den wirtschaftlichen Effekten des Radtourismus in Mecklenburg-Vorpommern vor. Bei der Radverkehrsuntersuchung handelt es sich um die bislang umfangreichste Analyse zum Aufkommen und der Bewertung von Radreisen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Studie war auf drei Jahre angelegt, wurde pandemiebedingt aber um ein Jahr verlängert. Mittels 116 fester, mobiler und Kompakt-Zählstellen wurden insgesamt fast sechs Millionen Radfahrende innerhalb von drei Jahren (2020-2022) gezählt, an den (Online-)Befragungen gab es knapp 9.000 Teilnehmende.
Der Untersuchung zufolge wird durch den so genannten „Radtourismus im engeren Sinne“ – hier ist Radfahren Reiseanlass – ein jährlicher Bruttoumsatz von 705,2 Millionen Euro generiert. Ergänzt um die Berechnung des „Radtourismus im weiteren Sinne“ – hier liegt ein anderes Reisehauptmotiv vor; es wird aber auch Rad gefahren – wurde ein jährlicher Gesamtbruttoumsatz von 1,11 Milliarden Euro ausgewiesen. Daraus ergibt sich ein touristischer Einkommensbeitrag des Radtourismus in Mecklenburg-Vorpommern von rund 555 Millionen Euro. Dieses Ergebnis und weitere Fakten zum Radtourismus wurden am 28. März 2022 vor rund 60 Teilnehmenden im Rostocker Hotel Radisson Blu vorgestellt, darunter Vertreter von Ministerien, Landkreisen, des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), der Arbeitsgemeinschaft für fahrradfreundliche Kommunen MV (AGFK MV), touristischen Regionen sowie Gemeinden. Tobias Woitendorf, Tourismusbeauftragter des Landes und Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern, sagte: „Die Analyse macht deutlich: Die wirtschaftlichen Effekte des Radtourismus sind enorm. Neben dem Wandern ist das Radfahren zwischen Ostseeküste und Seenplatte die wichtigste Aktivität unserer Gäste. Insbesondere in den Pandemiejahren hat das Radfahren noch an Reiz gewonnen, und es liegen darin weitere Potenziale.“ Über die wirtschaftlichen Effekte des Radtourismus hinaus lieferte die Radverkehrsuntersuchung weitergehende Erkenntnisse, die unter anderem in die Entwicklung des Radfernweges Berlin-Kopenhagen zu einem Leitprodukt einfließen; im Folgenden eine Auswahl der Kernergebnisse. Die vollständige Untersuchung ist hier nachzulesen.
Radurlaub hat sich als krisenfest erwiesen
Radtourismus hat sich als krisenfest erwiesen und trug damit in der Pandemie zur Stabilisierung des Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern bei. Demnach wurden für 2020 2,11 Millionen, im Jahr darauf 1,88 Millionen und im letzten Jahr 1,94 Millionen Radfahrende an den 20 stationären Zählstellen gezählt.
Aus diesen Bundesländern kommen die Radelnden
Die gesamte Stichprobe setzt sich aus 43,1 Prozent Radreisenden, 56,9 Prozent Tagesausflüglern und 9,6 Prozent Alltagsradlern zusammen. Die Radreisenden teilen sich zu rund einem Viertel in Radwanderer mit wechselnden Unterkünften und zu drei Vierteln in so genannte Regioradler mit einer festen Unterkunft auf. Dabei kommen bei den Radreisenden 18 Prozent aus Nordrhein-Westfalen, zwölf Prozent aus Niedersachsen und neun Prozent aus Berlin. Die Tagesausflügler kommen zu 73 Prozent aus Mecklenburg-Vorpommern.
An der Küste wird am meisten geradelt
Die Untersuchung zeigte auf, dass an der Küste besonders viel geradelt wird; insbesondere an den Zählstellen auf der Insel Usedom (rund 375.000 Radelnde pro Jahr) und auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst (rund 371.000 Radelnde pro Jahr). In der Mecklenburgischen Seenplatte wurden in Plau am See mit 130.000 und in Rechlin mit 115.000 die meisten Radelnden gezählt.
Zufriedenheit mit dem Raderlebnis hoch / Qualität und Dichte der Gastronomie entlang und Qualität der Radwege selbst ausbaufähig
Mit ihrem aktuellen Radtouren-Erlebnis waren alle befragten Radfahrer-Gruppen zufrieden. Jeweils rund 85 Prozent bewerteten ihr aktuelles Radfahrerlebnis als gut oder sehr gut. Am zufriedensten waren die Radausflügler mit durchschnittlich 4,35, gefolgt von den Regioradlern mit 4,27 und den Radwanderern mit 4,21. Diesen Zahlen liegt eine Skala zugrunde, auf der eins sehr schlecht und fünf sehr gut bedeutet.
Befragt man die Radfahrenden zu ihrer Einschätzung der Radregion Mecklenburg-Vorpommern insgesamt, so konnte Mecklenburg-Vorpommern insbesondere mit einer zum Radfahren geeigneten Topografie und der ansprechenden Landschaft punkten (Mittelwerte von 4,25 beziehungsweise 4,14 bei einer Skala von eins gleich ausbaufähig bis fünf gleich hervorragend). Am unzufriedensten waren die Befragten mit der Qualität und Dichte der Gastronomie (2,93), der Beschilderung der Radwege (2,76) und der Qualität der Radwege (2,57).
Radfernweg Berlin-Kopenhagen am meisten von Radwandernden genutzt
Ein Fokus der Untersuchung lag auf der Bedeutung beziehungsweise Nutzung der Radfernwege, die durch den Nordosten führen. Dabei wurden insbesondere folgende Radfernwege unter die Lupe genommen: Berlin-Kopenhagen, Oder-Neiße, Ostseeküstenradweg und Mecklenburger-Seen-Radweg. Dabei ist der Anteil der Radwanderer auf dem Radweg Berlin-Kopenhagen (91 Prozent) und auf dem Oder-Neiße-Radweg (88 Prozent) am höchsten. Währenddessen liegt der Anteil der Regio-Radler am Ostseeküstenradweg bei 70 Prozent. Die Zufriedenheit mit der befahrenen Route ist auf dem Radweg Berlin-Kopenhagen mit durchschnittlich 4,29 (Skala von eins gleich ausbaufähig bis fünf gleich hervorragend) am höchsten. Dahinter reihen sich der Mecklenburgische Seenradweg (4,11), der Ostseeküstenradweg (3,95) und der Oder-Neiße-Radweg (3,63) im Ranking ein.
Radurlauber bleiben länger
Radurlauber bleiben im Durchschnitt länger als andere Gäste; Regioradler im Durchschnitt 9,3 Tage und Radwanderer im Durchschnitt 7,7 Tage. Die Radurlauber, die auf dem Mecklenburger-Seen-Radweg unterwegs sind, haben dabei mit 10,7 Tagen die längste Aufenthaltsdauer und mit 58,8 Jahren gleichzeitig das höchste Durchschnittsalter. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der MV-Gäste ab einer Übernachtung liegt nach Angaben der Studie GfK DestinationMonitor 2022 bei 6,8 Nächten.
(nach einer Presseinformation des Landestourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern)
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